Lektion 3

Soziale Marktwirtschaft.

Vater der Sozialen Marktwirtschaft und des deutschen Wirtschaftswunders, des Aufschwungs der Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, ist Ludwig Erhard. Er war der erste Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland und später auch Bundeskanzler. Sein historisches Verdienst ist es, die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft entworfen und in die konkrete Wirtschaftsordnung Westdeutschlands umgesetzt zu haben.

 

In Deutschland ist in einem langen Zeitraum ein soziales System zur Absicherung von Risiken in Folge von Arbeitslosigkeit, Berufs- und Erwerbsunfähigkeit, Unfall, Krankheit, Alter und anderen sozialen Belangen gewachsen, das international als vorbildlich gilt. Eine deutsche Besonderheit ist die Kooperation der Sozialpartner, die sich in der paritätischen Finanzierung der Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung ausdrückt. Die Sozialpartnerschaft von Gewerkschaften und Arbeitgebern ist ferner durch die institutionalisierte Konfliktregelung im Rahmen des kollektiven Arbeitsrechts festgeschrieben. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland sichert in Artikel 9 die Tarifautonomie, das heißt das Recht der Sozialpartner, Arbeitsbedingungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortung in Tarifverträgen zu regeln. Das Tarifvertragsrecht und das Betriebsverfassungsrecht, beide von den Sozialparteien mitgestaltet, bestimmen wesentlich die Arbeitsordnung im Betrieb.

 

Durch Reformen des Arbeitsrechts, vor allem des Kündigungsschutzes, und des. Sozialversicherungssystems sollen die Lohnnebenkosten gesenkt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden.

 

Übung 6. Berichten Sie!

1. Warum nennt man Ludwig Erhard als Vater des deutschen Wirtschaftswunders?

2. Wie war er als Manager?

3. Warum gilt ein deutsches soziales System international als vorbildlich?

4. Worin besteht eine deutsche Besonderheit?

5. Was sichert das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland?

6. Was soll durch Reformen des Arbeitsrechts erreicht werden?

Vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt

In der Praxis des Wirtschaftslebens wird neben dem Begriff „Betrieb" der Terminus „Unternehmen" verwendet. Die betriebswirtschaftliche Literatur kennt allerdings keine einheitliche Definition. Hier wird davon ausge­gangen, dass der Betrieb den eigentlichen Betriebs­zweck erfüllt, während das Unternehmen die rechtlich-organisatorische Einheit darstellt. Der Betrieb / das Unternehmen ist komplexes, soziotechnisches System, das Sachgüter und / oder Dienstleistungen für den Bedarf anderer bereitstellt. Die Geschäftsführung eines Unternehmens setzt die anzustrebenden Ziele fest. Vorschriften über umweltschonende Produktion bzw. Produkte (=Umweltziele) sowie Sozialziele (z.B. Mitarbeiter gerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen) ver­vollständigen die Zieldimensionen.

 

Marktorientierte Unternehmensführung hat Produkt orientiertes Denken abgelöst. Diese fundamentale Än­derung der Unternehmensstrategie wurde erforder­lich, weil sich die Bedingungen, unter denen Unter­nehmer ihre verkaufsfähigen Produkte erfolgreich auf Märkten anbieten, grundsätzlich gewandelt haben. In unserer derzeitigen Überflussgesellschaft haben längst die Verbraucher die Macht übernommen. Gera­de in allen Bereichen ist das Angebot quan­titativ und qualitativ so gut, dass der Käufer aus einer Vielzahl von Angeboten auswählen kann. Der Kunde ist der zentrale Ansatzpunkt aller Verkaufsanstrengungen geworden. Das Unternehmen bezieht durch ihn seine Existenzberechtigung. Der Markt als „wirtschaftlich relevante Umwelt eines Unternehmens“ wurde zu einem Käufermarkt. Neue Bedingungen erfordern neue Konzepte. Nicht mehr die Produktion, sondern der Markt mit seinen Bedürfnissen bestimmt die Unternehmenspolitik. Die Unternehmensführung hat sich am Markt zu orientie­ren.

 

Unter Unternehmenspolitik versteht man die Formulierung übergeordneter Ziele, Unternehmensgrundsätze und grundsätzlicher, konstitutiver Entscheide, welche die Grundlinien des Verhaltens einer Unternehmung und derer Mitarbeiter auf längere Sicht bestimmen. Zur Unternehmenspolitik gehören ebenso die Bestimmung der Unternehmensverfassung, sei es über die Rechtsform, sei es durch die Ausgestaltung innerhalb der einzelnen Rechtsformmöglichkeiten. Die Unternehmenspolitik im engeren Sinne bringt das Unternehmensleitbild für die Evolution des unternehmenspolitischen Rahmens zum Ausdruck. Ein unternehmenspolitischer Rahmen soll ein Bezugsrahmen sein, der die Rahmenkomponenten, Unternehmensidentität, Unternehmensimage und sozialökonomisches Umfeld eines Unternehmens bestimmt.

 

Die Unternehmensstrategie ist das Entscheidungsmuster einer Unternehmung, das ihre Absichten, Zwecke oder Ziele bestimmt und offen legt, die wichtigsten Verfahrensweisen und Pläne zur Erreichung dieser Ziele hervorbringt und das Spektrum der Branchen definiert, in denen sich die Unternehmung engagieren will. Es ist die Art der wirtschaftlichen und sozialen Organisation,die die Unternehmung darstellt oder darstellen möchte und das Wesen der wirtschaftlichen und nicht wirtschaftlichen Leistungen, die sie ihren Aktionären, Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft erbringen will. Die Unternehmensstrategie definiert die Branchen, in denen die Firma am Wettbewerb teilnehmen möchte, wobei die Ressourcen möglichst konzentriert werden, so dass klare Kompetenzen in Wettbewerbsvorteile umgewandelt werden.

 

Übung 1. Lesen Sie den Text und antworten Sie auf die Fragen zum Text:

1. Was ist unter den Begriffen „der Betrieb" und „das Unternehmen "zu verstehen?

2. Was versteht man unter einem Käufermarkt?

3. Wie sind zwei weitere Merkmale dieses Käufermarktes?

4. Was bestimmt die Unternehmenspolitik?

5. Was bezeichnet man unter Unternehmenspolitik?

6. Was gehört zur Unternehmenspolitik?

7. Was äußert die Unternehmenspolitik?

8. Was ist die Unternehmensstrategie?

9. Was definiert die Unternehmensstrategie?

 

Übung 2. Erklären Sie, warum marktorientierte Unternehmensführung Produktorientiertes Denken abgelöst hat?

Worin unterscheidet sich produktorientiertes von marktorientiertem Denken, Handeln und Entscheiden?

Übung 3. Ergänzen Sie folgende Zusammenfassung über die Unternehmenspolitik und die Unternehmensstrategie. Verwenden Sie die Wörter aus dem Text oder eigene Ausdrücke.

In dem Text wird die Problematik von (1)... und (2)... angesprochen. Dabei wird erwähnt, dass nicht mehr (3)..., sondern (4)... mit seinen (5)... die Unternehmenspolitik bestimmt. Unter Unternehmenspolitik versteht man (6)... . Die Unternehmensstrategie ist (7)... . Die Unternehmensstrategie definiert (8)..., in denen die Firma am (9)... teilnehmen möchte.

Übung 4. Lesen Sie mit dem Wörterbuch.

Außenwirtschaftspolitik.

Deutschland bejaht den freien Welthandel, wendet sich gegen jede Form von Protektionismus und setzt sich für eine weitere Liberalisierung des Welthandels unter verstärkter Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Standards im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ein. In internationalen Verhandlungen und Organisationen gilt es, Regeln für den Handel festzulegen, die Auslandsmärkte transparenter zu machen und Handelshemmnisse abzubauen. Zur Überwindung des gravierenden Wohlstandsgefälles zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ist zugleich eine stärkere Einbindung der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft nötig.

 

Durch Außenwirtschaftsförderung (beispielsweise Hermes-Deckungen, Investitionsgarantien) werden deutsche Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, deren personelle und finanzielle Ressourcen begrenzt sind, im Wettbewerb auf den Weltmärkten gestärkt. Die unterstützende Begleitung des Auslandsengagements deutscher Unternehmen gehört zu den wichtigen Aufgaben des Auswärtigen Amtes. Ansprechpartner in den Auslandsvertretungen sind auf der Website des Auswärtigen Amtes zu finden. Die Auslandsvertretungen stellen Informationen über den Markt und die Investitionsbedingungen zur Verfügung und vermitteln Kontakte zu den Regierungen der Gastländer. Wo dies notwendig und sinnvoll erscheint, können konkrete Projekte politisch unterstützt werden.

 

Um wirtschaftliche und politische Risiken bei Investitionen in Entwicklungs- und Reformländern auszugleichen, bietet die Bundesregierung besondere Förderungen an. So hat sie mit 124 Entwicklungsländern und mittel- und osteuropäischen Reformländern Verträge zum Schutz und zur Förderung von Investitionen abgeschlossen. Zum Schutz gegen das politische Risiko gewährt der Bund bei förderungswürdigen Investitionen in den genannten Ländern Investitionsgarantien. Die vom Bund gegründete Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH fördert Direktinvestitionen deutscher Firmen in der Dritten Welt und in den Reformländern. Deutsche mittelständische Unternehmen können dafür zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau erhalten.

 

Ein neuer Schwerpunkt der Exportförderung wird zukünftig die Unterstützung deutscher Unternehmen beim Export neuer Technologien sein, zum Beispiel von erneuerbaren Energien.

Übung 5. Sagen Sie, ob die Aussage richtig oder falsch ist.

1. Deutschland wendet sich gegen weitere Liberalisierung des Welthandels unter verstärkter Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Standards. Ja Nein

2. Man muss Vorschriften für den internationalen Handel feststellen, die Auslandsmärkte durchsichtiger machen, Handelshemmnisse reduzieren. Ja Nein

3. Durch Außenwirtschaftsunterstützung werden deutsche Unternehmen in der Konkurrenz nachgelassen. Ja Nein

4. Die wichtige Aufgabe des Auswärtigen Amtes ist die unterstützende Begleitung des Auslandsengagements deutscher Unternehmen. Ja Nein

5. Die Auslandsvertretungen geben Informationen über den Markt und Investitionsbedingungen. Ja Nein

6. Die Bundesregierung schützt die deutschen Investitionen durch die Verträge über Investitionsgarantien mit 124 Ländern. Ja Nein

7. Für die Direktinvestitionen in der dritten Welt können die deutschen Unternehmen zinsgünstige Darlehen und Kredite bekommen. Ja Nein

8. Bald wird die Unterstützung deutscher Unternehmen beim Export neuer Technologien eine der wichtigen Aufgaben des deutschen Handels. Ja Nein